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Von Quito nach Karlsruhe und zurück

Die sechzehnjährige Schülerin Camila Ribadeneira von der Deutschen Schule in Quito, der Hauptstadt von Ecuador, absolvierte im Herbst 2018 ein Chemie-Praktikum am Karlsruher Institut für Technologie.

Es war im Herbst 2018, als das Institut für Mikrostrukturtechnik (IMT) eine Bewerbung für ein Chemiepraktikum aus Ecuador in nahezu perfektem Deutsch erreichte. Die sechzehnjährige Schülerin Camila Ribadeneira von der Deutschen Schule in Quito, der Hauptstadt von Ecuador, und aktuell in der 11. Klasse, fragte an, ob sie im Sommer 2019 für vier Wochen nach Karlsruhe an das KIT kommen darf, um in die Welt der Chemie hinein zu schnuppern. So eine tolle Bewerbung konnten wir einfach nicht ablehnen.

Nach einigen Mails zwischen hier und dort war eine gute Vorbereitung auf das vierwöchige (Pflicht-)Praktikum der Schule garantiert. Am 17. Juni 2019 stand Camila dann recht nervös am Empfang am Südtor, wurde dort von unseren drei Chemielaboranten-Azubis Jana, Leonie und Marco sowie unseren jungen Kollegen Anja und Samuel abgeholt und ganz schnell in die Welt des KIT hineingenommen. Zunächst haben wir ihr das große Institut mit seinen sehr unterschiedlichen Laboren und Arbeiten gezeigt. Danach waren wir mit Camila auf dem Campus unterwegs, wo sie ganz schnell große Augen bekam. Ja und dann sind wir mit ihr das erste Mal in die Chemie eingetaucht. Von Silberspiegelprobe über Dichtebestimmung bis hin zum chemischen Rechnen haben wir ihr viel Neues gezeigt und das durfte sie alles auch selber machen. Schon in der ersten Woche haben wir schnell gemerkt, was Camila auszeichnet: Sie ist ein freundlicher, aufgeschlossener Mensch und fragt uns gern viele Löcher in den Bauch. Sie spricht sehr gut Deutsch, was sie in Ecuador schon seit dem Kindergarten lernt.

In der zweiten Woche war Camila zusammen mit dem Laborantenausbilder am IMT, Herrn Dr. Guttmann, viel im Galvaniklabor unterwegs. Dort hat sie dann einen für sie völlig neuen Einblick in die elektrochemischen Verfahren, insbesondere in die Nickel- und die Kupferabscheidung bekommen. Sie durfte Metallproben selber für die Kupfergalvanik vorbereiten, das heißt aufwändig abkleben. Sie hat bis zum des Ende ihres Praktikums bei fünf Proben mit unterschiedlichen Abscheidebedingungen fleißig die Parameter eingestellt, das Protokoll geführt und die Proben dokumentiert. Marco hat ihr gezeigt, wie die Ausbildung im ersten Lehrjahr so abläuft und was man da schon alles lernt. Auch beim Betriebsunterricht der Azubis am IFG durfte sie dabei sein.

Die dritte Woche begann mit einem ganztägigen Besuch in der Berufsschule (zusammen mit Marco), die doch ganz anders abläuft als in Ecuador. Am IMT wurde dann viel titriert, die manganometrische Bestimmung stand mit auf dem Ausbildungsplan. Vom Einwiegen in den Erlenmeyer-Kolben auf der Analysenwaage bis zum Ablesen der verbrauchten Maßlösung an der Bürette durfte Camila alles mitmachen, was auch Marco gerade zusammen mit unserem Austauschazubi Reinhold erledigen musste. Am letzten Arbeitstag der Woche hat ihr eine Kollegin das Klebelabor am IMT mit den vielen Klebeapparaturen und -prozessen gezeigt.

Die letzte Woche waren wir wieder viel mit den Galvanikversuchen beschäftigt. Daneben gab es mit den Kollegen dann auch mehrere Abstecher in den Reinraum, um die Geräte zusammen mit den physikalischen und chemischen Prozessen kennenzulernen. Sie durfte, wie es für die Schülerpraktikanten am IMT schon fast Tradition ist, im Zusammenspiel von Lithographie und Galvanik eine Maus erstellen, die als Erinnerung mit nach Hause genommen werden darf. Daneben wurde noch einige Male titriert, neben Versuchen zur Manganometrie (für die Bestimmung von Wasserstoffperoxid) mussten auch welche zur Alkalimetrie (für die Bestimmung von Borsäure) durchgeführt werden.

Die vier Wochen waren schnell vorbei, haben sowohl Camila (immer noch 16-jährig) als auch uns sehr viel Spaß gemacht und wir haben nun ein paar mehr Löcher im Bauch. Wir waren in der Zeit mit ihr aber nicht nur im Labor, sondern auch nach der Arbeit z.B. beim Schwarzlicht-Minigolf oder im Biergarten unterwegs. Unsere Azubis haben ein wenig Spanisch gelernt und Camila hat, wie sie selbst sagt, nicht nur neue Kenntnisse gesammelt, sondern auch neue Freunde gefunden. „Als ich hierhergekommen bin, war ich nicht so sicher, ob die Chemie das richtige für mich ist. Jetzt in den Wochen, jede Person, hat mir ein bisschen auf ihre eigene Art und Weise geholfen und jetzt bin ich sicher, dass ich ein Studium, das mit Chemie zu tun hat, beginnen will“. Am Ende sei auf diesem Weg noch einmal allen Kolleginnen und Kollegen sowie vor allem den Azubis am IMT für die Unterstützung dieses Praktikums gedankt. Und wenn Camila wieder an das IMT kommen möchte, was sie vor hat, würden wir uns sehr freuen.

Markus Guttmann (26.07.2019)

 

Camila im Labor der Carl Engler Schule Karlsruhe
Camila im Labor
Arbeitsgruppe Dr. Guttmann
Arbeitsgruppe Dr. Guttmann